Das Lindgren-Haus

 

Die primäre Zielsetzung des Lindgren-Hauses besteht aus einer bedarfsgerechten und lebensfeldorientierten Hilfestellung für die betroffenen Kinder und deren Familien. So vielfältig die Gründe für eine Aufnahme in das Lindgren-Haus sind, so vielseitig können auch die Konsequenzen sein, die sich für betroffene Kinder bzw. deren Familien ergeben. Wo immer möglich, wird versucht, mit einem möglichst kleinen Eingriff in die Familiensituation auszukommen. Hier werden Eltern in Überforderungssituationen ambulant unterstützt, während die Kinder teilstationär aufgenommen sind und nach Möglichkeit weiterhin in ihre gewohnte Schule oder ihren gewohnten Kindergarten gehen. In massiven Fällen ist eine Inobhutnahme und eine Trennung von den Eltern zum Schutze des Kindes notwendig. Können Eltern die Kraft zur Veränderung nicht aufbringen, so klären das Jugendamt und das Familiengericht in einer sogenannten Perspektivfindung die Zukunft des Kindes.

Entscheidungen über die Zukunft der Kinder hängen von familiengerichtlichen Urteilen ab. Dies ist ein gewichtiger Schritt, der Zeit bedarf und mitunter auch mehrere Monate dauert, da eine tragfähige Zukunftsentscheidung zu treffen ist. Ähnlich zeitintensiv gestalten sich auch langwierige Kostenbewilligungsverfahren oder Wartelisten bei Therapeuten. Ursachenklärung, die Einbindung relevanter Instanzen, die Klärung über den Verbleib des Kindes… all dies zu bestimmen kostet wichtige Zeit, die für notwendige therapeutische Maßnahmen genutzt werden müsste. Bleibt sie ungenutzt, so hat das fatale Folgen: insbesondere bei Kleinkindern kann es in dieser sensiblen Lebensphase zu nur schwer behebbaren Störungen oder Verzögerungen in der Entwicklung kommen. Unbehandelte Traumata sorgen für Manifestationen, die weitreichende Auswirkungen haben und sich auf das gesamte Leben erstrecken können. Und natürlich bringt ein jedes Kind seine ganz individuelle Geschichte mit, die immer wieder neuer und unterschiedlicher Schritte und Entscheidungen bedarf. All dies sorgt dafür, dass der Zeitraum, für den ein Kind in das Lindgren-Haus aufgenommen wird, nahezu unvorhersehbar ist und dementsprechend leider nur schwierig nutzbar wird.

Was in sämtlichen Einrichtungen in Deutschland bisher fehlt, ist eine Instanz, die diesen so wichtigen Zeitraum hilfreich und nutzenstiftend ausfüllt. Eine hochqualifizierte Fachkraft also, die bis zur familiengerichtlichen Entscheidung die Kinder nicht nur betreut, sondern ihnen auf Basis ihrer Geschichte auch notwendige akute Hilfestellungen bietet, um somit weitere Schritte anzubahnen. Eine Person, die professionelle Maßnahmen ergreift, die dem Kind in seiner Situation wirklich helfen. Genau hier liegt das Hauptproblem in der Versorgung: eine solche Fachkraft wird finanziell weder vom Jugendamt getragen, noch von irgendeiner anderen Instanz!


Für die Goldenen Jungs war dieser Zustand nicht tragbar und es musste möglichst zeitnah etwas geschehen. Die Tatsache, dass Kindern aus unserer Region ein so notwendiger Schritt in eine bessere Zukunft verwehrt bleibe, durfte nicht länger von Dauer sein und hieraus ergab sich ihr Engagement im Lindgren-Haus: die goldenen Jungs haben nicht nur zwei Plätze der Inobhutnahme ermöglicht, es konnte zudem auch eine hochqualifizierte Traumapädagogin eingestellt werden, die den Kindern bei der Bewältigung ihrer Situation Unterstützung bietet. Wie notwendig eine solche Fachkraft ist, zeigt eine Studie der FH Münster, die sich genau mit dieser Problematik befasst hat.

Dem Lindgren-Haus kommt hier seit dem Engagement der Goldenen Jungs eine Vorbildfunktion zu, denn in keiner anderen Einrichtung konnte eine solche notwendige Stelle bisher installiert werden! Wir sind froh, in der evangelischen Jugendhilfe Godesheim einen so großartigen Partner gefunden zu haben und danken für die so tolle Kooperation.

Sei es der Verlust eines geliebten Menschen oder das Erfahren häuslicher Gewalt, Drogen- oder Alkoholprobleme der Eltern: die Ursachen für Entwicklungsauffälligkeiten oder Traumata sind vielfältig. Wichtig ist, dass sie frühzeitig erkannt und behoben werden können. Und genau hier setzte unsere Unterstützung an.